... wie man mit einer Schulklasse auf Trottis die Stadt Bern erkundet, ohne Schaden anzurichten.
Die 6. Klasse aus Oetwil am See hat sich aufgemacht, die Hauptstadt besser kennenzulernen. Wohl um die Kids zusätzlich zu diesem Ausflug zu motivieren, wählte man als Fortbewegungsmittel das Trottinett. Bei mir hätte das in meiner Jugend auf alle Fälle super funktioniert 😉.
Pünktlich trafen die 18 aufgedrehten Kids mit ihrer Lehrerin und ihrem Lehrer bei der Uni auf der grossen Schanze ein. Wer schon einmal den Start eines Pferderennens gesehen hat, konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich die Kids genau gleich verhielten. Sie tänzelten ebenso aufgeregt um die Trottinett's herum 🐎 und konnten es nicht erwarten, diese zu behändigen und loszudüsen. Aber wie es mit Erwachsenen so ist, gab es noch die Helme zu fassen und ich verteilte meine "Whispers" (siehe Titelbild). Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn man den Kids "buchstäblich" im Ohr sitzt 😁. Damit wird man auch gehört, wenn einige etwas zurückhängen. Und es macht immer mehr Eindruck, wenn einem jemand direkt ins Ohr Befehle erteilt. Ohne diese Dinger wäre ich nach zwei Stunden heiser gewesen oder ein Grossteil der Kids hätte nichts mitbekommen.
Man macht sich keine Vorstellung davon, wie lange es dauert, 18 Schüler*innen Helme anzuziehen 😮. Trotzem war es endlich so weit und es konnte losgehen. Zum Einfahren fuhren wir einmal um die grosse Schanze. Keine Minute auf den Trottis und schon schepperte es hinter mir und der erste Schüler küsste den Berner Boden 🤸. Wer den Schaden hat, braucht sich bekanntlich um den Spot nicht zu kümmern. Dieser folgte auf dem Fuss. Aber abgesehen von ein paar faulen Sprüchen passierte zum Glück nichts weiter. Leider dauerte es trotz Warnung nicht lange und der nächste Sturz erfolgte 🥴. Dieser lief nicht ganz so glimpflich ab, aber nachdem der erste Schock überwunden war, ging es auch hier zum Glück weiter. Bevor es allerdings weiter gehen konnte, gab es vom Lehrer noch einmal einen eindringlichen Appell 😠, der seine Wirkung zeigte, denn für den Rest der Führung gab es keine Stürze mehr 👍
So ging es also von der grossen Schanze hinuter (zu Fuss) zum Hirschgraben und von da weiter via kleine Schanze zur Bundesterrasse - alles fahrend! Trotz vielen Wolken 🌥️ waren Eiger, Mönch und Jungfrau zu sehen. Zufrieden mit dieser Aussicht wurden meine Erläuterungen zur Geschichte des Bundehauses aufmerksam verfolgt. Es war aber niemand unglücklich, als es danach wieder fahrenderweise Richtung Bundesplatz ging. Vor dem Eingang zum Bundeshaus wurde einmal mehr deutlich, wie viel mehr Platz mit diesen Trottis benötigt wird. Wir haben problemlos alle drei Eingangstüren blockiert, während ich am Erklären war. Es grenzt an ein Wunder, wurden wir nicht weggewiesen 👮. Dafür hatten wir anschliessend auf dem Bundesplatz keine Platzprobleme. Angesichts von soviel freiem Raum mussten die "jungen Pferde" ganz schön gezügelt werden, sonst wären diese wohl über den ganzen Platz gedüst.
Apropos "düsen" - weiter ging es via Bären- zum Waisenhausplatz und von da durften sie auf der Strasse bis zur französischen Kirche fahren. Hier war ich froh, dass ich sie immer wieder darauf hinweisen konnte, schön Rechts zu fahren, ohne dafür jeweils anhalten zu müssen. Zu Fuss ging es von hier über den Kornhausplatz in die untere Altstadt. Auf der Fahrt zur Münstergasse liessen wir den Zyglogge sprichwörtlich Rechts liegen (es war noch eine Führung gebucht). Als wir in die Münstergasse einbogen, zeigte sich, dass auch meine "Whispers" ihre Grenzen haben. Als ich die Kids darauf aufmerksam machte, doch etwas zur Seite zu rücken, um den Kehrichtwagen vorbeizulassen, fühlten sich genau diejenigen nicht angesprochen, die es eigentlich betroffen hätte 🙄. Aber auch dieses Problem wurde letzlich durch das gute alte "auf die Schulter tippen" gelöst und die Kehrichtmänner konnten weiter ihrer Arbeit nachgehen. Letztlich waren wir aber schneller und so durften sie den Kehrichtwagen überholen, was für viele vermutlich eines der Highlights des Ausflugs war 😂.
Vom Münster ging es dann via Rathaus durch die Postgasse und über die Nydeggbrücke zum Bärengraben. Auch hier verlief die ganze Fahrt ohne Probleme - Kompliment! Beim Bärengraben hatten wir Glück und die Bären waren noch im alten Graben. So muss man sie nicht lange suchen 😉. Aber nicht nur die Bären waren gut zu beobachten - auch die Kids mit ihren Trottis fielen auf. Sie brauchten, wie bereits erwähnt, selbstverständlich etwas mehr Raum. Das rief einen der Bärenwärter auf den Plan. Als ich ihm aber versicherte, dass wir keine fünf Minuten hier bleiben würden, war er zufrieden und kümmerte sich wieder um andere Besucher. Zum Schluss ging es noch den Klösterlistutz hinuter. Dank eindringlicher Warnung, auch dies ohne Zwischenfälle 👍.
Hier trennten sich unsere Wege - mit der Aussage eines Jungen "Sie bekommen 5 Sterne!". So schliesst man doch jede Tour gerne ab 😁
Text & Bilder: Daniel Schwarz